Ciudad Real
May 6 - 8, 2025
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may 2007
Der Generalsekretär des Spanischen Weinverbands Pau Roca spricht in einem Vortrag über die Erziehung zum Maßhalten. Diesen wird er am morgigen 9. Mai im Rahmen der FENAVIN-2007, der Spanischen Weinmesse halten, die vom 7. bis 10. Mai im Messezentrum von Ciudad Real stattfindet.
Der Generalsekretär stellt fest: "Der FENAVIN kommt inzwischen einige Wichtigkeit zu, und sie fängt mit der Zeit an, sich zu konsolidieren. Von Anfang an hat die FENAVIN eine eindeutige Linie verfolgt und ihre Ziele mit großer Beharrlichkeit im Auge beibehalten. Und genau darauf kommt es an, wenn am Ende etwas Gutes dabei herauskommen soll. Die Messeleitung der FENAVIN hat ganz klare Vorstellungen, sie macht eine gekonnte Geschäftsführung und setzt ihre Pläne nach und nach in die Tat um. In diesem Jahr wird die FENAVIN erfolgreicher sein denn je und in Zukunft hoffentlich in der Lage sein, in einer sehr wettbewerbsfähigen Messelandschaft weiter zu wachsen."
Er fügt hinzu: "Wettbewerbe und Verkostungen, wie es sie auf fast allen Messen also auch auf der FENAVIN gibt, sind unerlässlich, damit der streng professionelle Charakter der Weinmesse aufgelockert wird und die Veranstaltung an Attraktivität für den Verbraucher gewinnt, einem Verbraucher gleichwohl, der bereits Experte ist oder einer werden will. Mit solchen Veranstaltungen nähert sich die Messe auch der Fachpresse sowie den als Brücken zum Verbraucher fungierenden Branchensegmenten. Gerade diese Vermittler oder "Brückenbauer" sind im Weinsektor ausgesprochen wichtig. Das sind Autoren, Hotelinhaber, Sommeliers, Herausgeber von Weinführern, etc ..."
Ferner stellt Roca fest: "Wir beobachten zwei sich überlagernde Phänomene: zum einen den rapiden Rückgang des Weinverbrauchs und zum anderen die Zunahme von Problemen im Zusammenhang mit Alkohol - die in unserem Land besonders unter jungen Leuten grassieren. Dieses Paradox legt eine Hypothese nahe, die noch wissenschaftlich erhärtet werden müssten: Wenn man aus den traditionellen Konsumgewohnheiten aussteigt, dann nehmen die Probleme im Umgang mit Alkohol zu. Der Rückgang des Weinkonsums kann also die Ursache für Alkoholismusprobleme sein. Das klingt paradox und provokativ, aber die Daten sprechen für sich."
Gleichzeitig räumt er ein: "Dass dieser Zusammenhang tatsächlich stimmt, muss natürlich noch bewiesen werden, aber wir haben zurzeit genügend Grund zur Annahme, dass wir die Alkoholprobleme durch eine bewusste Erziehung zum Weintrinken in den Griff bekommen können. Allein der Wein ist mit seinen Trinkgewohnheiten sehr tief in unserer Kultur verwurzelt. Und nur der Weinsektor begleitet seine Werbung mit der Aufforderung zum Maßhalten. Wir glauben, dass eine Erziehungskampagne unter jungen Leuten, dem Wein den Vorrang zu geben, wenn sie volljährig sind, einiges bewirken könnte. Dieser Ansatz wird von vielen Erhebungen untermauert, und wir stehen dahinter."
Roca wusste auch zu berichten, dass "die Bevölkerungsgruppe mit dem höchsten Alkoholkonsum, nämlich die 18 bis 25-jährigen keineswegs den Weinverbrauch stärken. Gerade 8 % dieser Altersgruppe hat schon einmal Wein getrunken, und das ist besorgniserregend, weil sie das Erzeugnis gar nicht kennen. Dem jungen Publikum wird der Wein immer noch durch die Familie nahe gebracht. Aber die befindet sich in der Krise, und womöglich liegt her auch der Grund für den rückläufigen Weinkonsum und den parallele steigenden Alkoholkonsum. Die Werbung für die Zielgruppe der Jugendlichen und jungen Erwachsenen ist ein Skandal. Ebenso wie die Strategien, um die wahren Bestandteile eines Getränks zu vertuschen - bei den alkoholischen Mischgetränken, auch Alkopops genannt, meine ich. Ein alkoholisches Getränk ist ein schwieriges Getränk, das den Gaumen angreift, daher stellt seine Mischung mit einem Erfrischungsgetränk eine Vertuschung der in Wirklichkeit berauschenden Zutaten dar und kann junge Leute zum Alkoholkonsum verführen. Das muss wieder aufhören."
"Die großen multinationalen Unternehmen für alkoholische Getränke setzen wahrscheinlich wohlmeinend eine Selbstregulierung voraus, aber sie müssen begreifen, dass solche Trinkgewohnheiten für junge Leute äußerst gefährlich sind - ich meine ganz konkret die Alkopops. Aber auch Informationen, die stark emotional gefärbt sind und Herdenimpulse auslösen, wie die Werbung der Bierbranche sie im Zusammenhang mit bestimmten Sportarten vermittelt, sollten gründlich überdacht werden", erklärt er.
SPANIENS WEINBRANCHE IST DYNAMISCHER ALS DIE EINIGER ERZEUGERLÄNDER IN UNSERER EUROPÄISCHEN NACHBARSCHAFT
Zur Lage der Weinbranche in unserem Land sagt Roca: "Spanien ist ein europäisches Land, und Europa seht weltweit an der Spitze bei der Erzeugung und beim Verbrauch von Wein. Trotzdem gibt es Erzeugerländer, denen es noch besser geht als den Ländern Europas. Spanien hat als ein Land des alten Europa eine Weinbranche, die dynamischer ist als die einiger anderer Erzeugerländer in unserer europäischen Nachbarschaft. Das kann positiv aufgefasst werden, aber es kann auch zu dem irrtümlichen Eindruck führen, wir Spanier hätten mitten in Europa ebenso so wettbewerbsfähige Strukturen wie die Länder der neuen Welt. Das ist falsch, und kann zu Missverständnissen mit unseren natürlichen Partnern führen, nämlich Frankreich, Italien, Portugal … Wir sollten diese Nachbarn beruhigen und ihnen klarmachen, das wir kein Australien im Herzen Europas sind, weil das einfach nicht zutrifft."
"Dennoch", so fügt er hinzu, "geht der Weinkonsum in Spanien wesentlich deutlicher zurück als in anderen europäischen Erzeugerländern, was uns dazu nötigt, uns weiter nach außen zu öffnen und stärker auf dem internationalen Markt zu engagieren. Wenn ein Land keinen einheimischen Verbrauch hat, dann wendet es sich dem Export zu, und im internationalen Markt gibt es weniger Hindernisse, weniger Vorlieben, und er ist ein Feld, das allen offen steht. Das bedeutet, dass wir dabei sind, die Krise im eigenen Land gewinnbringend für uns zu nutzen."
"DIE SPANISCHEN BODEGAS MÜSSTEN SICH MEHR ZUSAMMENSCHLIESSEN"
"Es gibt kaum einen Gruppengeist und es mangelt an der Investitionslust in Gemeinschaftsprojekte. Ich glaube, dass sich die spanischen Bodegas mehr zusammenschließen sollten, um gemeinsam bestimmte Märkte zu erobern, ein Bild des spanischen Weins zu vermitteln und in einigen Fällen, in Dinge zu investieren, die über das reine Handelsnetz hinausführen. So müssten die Bodegas beispielsweise erkennen, dass es in einigen Märkten angebracht ist, in Anwälte zu investieren, in eine Lobby, in Kommunikationsstrukturen, in den Abbau von Handelshindernissen mit der zuständigen Verwaltung, in konkrete Dienstleistungen wie Rechtsschutz und Rechtsberatung etc. Das trifft insbesondere auf Märkte zu, die sich als schwierig erweisen, aber über ein großes Potenzial verfügen, wenn man diese Schwierigkeiten erst gemeistert hat. Das schafft kein Unternehmen im Alleingang, wie groß es auch sei", findet er.
Auf der anderen Seite bestätigt er: "Der Verbraucher verlangt zwar Informationen, aber er verabscheut ‚Werbelärm'. Er verlangt, dass wir ihn realistisch informieren mit einem Quäntchen Träumerei, wohl wissend, dass es ihm und der Erweiterung seines Horizonts zugute kommt, wenn wir sein Interesse an neuen Weinen befriedigen oder ihn in der Wahl des traditionellen Angebots bestätigen. Wenn wir ihm nahe legen, den Wein als Kultur zu pflegen - was er schließlich ist - , dann müssen wir uns allmählich um die Marketing-Strategien verwandter Branchen kümmern, wie Kino, Verlagswelt etc."
Darüber hinaus ist Roca davon überzeugt, dass "man sehr viel von der Motorwelt lernen kann. Bevor man ein Auto kauft, informiert man sich eingehend, trotzdem werden eine Menge Träume mitverkauft. Zwischen der Motorwelt und der Weinwelt gibt es unzählige Parallelen, beispielsweise die Preissegmentierung. Für nicht serienmäßig hergestellte Autos gibt es kaum einen Markt, denn es werden vor allem Nutzfahrzeuge verkauft, aber niemand käme auf die Idee, Nutzfahrzeuge als die schlechten Autos zu verkaufen. Dasselbe Schema sollten wir im Weinsektor kopieren, wo momentan die Unterscheidung von V.C.P.R.D. (Qualitätsweine aus einer bestimmten Anbauregion) und Tischweinen dafür sorgt, dass alle Welt nur Sonderreihen verkaufen will, aber die geben der Branche keine Zukunft."
Das Interesse des Konsumenten an der Welt des Weins wächst stetig. "Denn die Branche hat es verstanden, ein Bevölkerungssegment anzusprechen, das über das Erzeugnis zu kommunizieren versteht. Gleichzeitig hat die Vielfalt des Angebots den Informationsbedarf geweckt. An den großen Weinen besteht natürlich das meiste Interesse, denn unsere heutige Gesellschaft kennt die Komponenten des sozialen Aufstiegs: Man fühlt sich vom Erlesenen angezogen und zu einer sehr informierten Gesellschaftsschicht mit vielen Bildern und dem Zugang zu sehr guten Kommunikationsmedien, wie das Internet, zugehörig.
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